Dienstag, 24. Oktober 2017

... und wie schaff`ich das mit dem Stillen?

Das war ja nun ein recht einseitiger Post von mir: Mütter, ran an die Brüste!

Wie schaff ich das mit dem Stillen? Wo erhalte ich Unterstützung?

Ich war bei meinem ersten Kind doch relativ blauäugig, in vielen Dingen. Geburt? Keine Ahnung, wird schon klappen! Stillen? Dito! Was mir in beiden Punkten sehr geholfen hat: das babyfreundliche und stillfreundliche Krankenhaus und meine Hebamme.

Du brauchst wen, der sich auskennt mit dem Stillen, der Dich anleitet und der Dich unterstützt.

Warum? Weil Baby und Mutter gemeinsam das Stillen lernen müssen. Das Kind muss richtig "andocken" und saugen. Die Mama braucht eine entspannte Umgebung, damit der Milchspendereflex gut funktioniert. Das ist wie Fahrrad fahren, immer wieder probieren, sich helfen lassen, und eines Tages habt ihr den Dreh raus.

Es ist ganz wichtig, dass die Mutter das Kind in den ersten beiden Stunden nach der Geburt an die Brust legt. In dieser Zeit ist das Baby sehr "wach" und möchte an die Brust. Und die Mutter ist voller Glückshormone, die ihr beim Stillen helfen. Selbst wenn Du langfristig nicht stillen möchtest, ist das Stillen kurz nach der Geburt  super gut, denn dabei erhält das Baby die Vormilch. Sie enthält ganz viele Immunstoffe und schützt das Baby vor Infektionen. Man nennt die Vormilch auch "Kolostrum".

 Stell` diese Fragen bei der Wahl der Geburtsklinik: Unterstützt das Krankenhauspersonal das "bonding" in den ersten zwei Lebensstunden des Babys? Gibt es Anleitung fürs Anlegen kurz nach der Geburt? Gibt es geschultes Personal/eine Stillberaterin/Hebammen auf der Wochenbettstation?
Die Auszeichnung "babyfreundliches Krankenhaus" weist darauf hin, dass hier bestimmte Standards auch bezüglich des Stillens eingehalten werden.

Suche Dir so früh wie möglich eine Nachsorge-Hebamme, die Dich zu Hause auch beim Stillen unterstützt.

Für einen guten Stillstart sind Ruhe und gute Anleitung unerlässlich.
Als ich mit der Großen in Bensberg (Vincent-Palotti-Krankenhaus) war, erhielt ich beides: Meine Tochter wurde per "finger-feeding" gefüttert. Ich pumpte meine Muttermilch ab. Anfangs kam wenig Muttermilch. Durch Abpumpen und immer wieder Anlegen wurde die Milchproduktion in Schwung gebracht. Nach ein paar Tagen hatte ich den Milcheinschuss und plötzlich knallvolle Brüste! Denn jedes Anlegen stimuliert die Brustdrüsen, mehr Milch zu produzieren. Es ist also wichtig, das Baby immer wieder anzulegen.


In manchen Situationen ist es fürs Stillen jedoch besser, so schnell wie möglich nach Hause zu gehen. Z.B. wenn es wenig Unterstützung im Krankenhaus gibt und große Unruhe herrscht. Wenn Du eine Nachsorge-Hebamme hast und es Deinem Kind und Dir gut geht, kann ich das nur empfehlen. Nicht selten klappt es mit dem Stillen zu Hause besser als im Krankenhaus.
Babys dürfen übrigens in den ersten Tagen bis zu 7% ihres Geburtsgewichtes verlieren. Eine Gewichtsabnahme in den ersten Tagen ist also nicht unbedingt ein medizinisch triftiger Grund, Euch nicht gehen zu lassen.

Hilfreiche Tipps für den Stillstart im Krankenhaus:


1. Das Baby in den ersten beiden Stunden zum ersten Mal anlegen. 

2. Auf das richtige Anlegen achten: Kind "Bauch an Bauch" halten, das Baby öffnet den Mund weit, die Brustwarze wird vollständig erfasst, die Nase ist frei. In diesem Video wird das richtige Anlegen dargestellt. Wenn das Stillen schmerzhaft ist, die Hebamme fragen, ob das Kind richtig "angedockt" ist.

3. Geduldig sein. Es kann ein paar Tage dauern, bis der Milcheinschuss kommt. Eine ruhige, entspannte Atmosphäre hilft bei den ersten Stillversuchen. Nicht gleich aufgeben!


4. Stillen nach Bedarf, d.h. das Baby immer anlegen, wenn es nach der Brust verlangt

5. Auf das Baby achten: Fäustchen? Saugbewegungen? Unruhe? Anzeichen für Hunger? - Anlegen

Aber auch: Gibt es andere Gründe für das Unwohlsein des Babys, wie z.B. volle Windel, Langeweile, braucht Nähe zB. durch Herumtragen und Schaukeln, oder Beruhigung durch Lieder singen.
Ist es vielleicht einfach nur müde und findet nicht in den Schlaf? Stillen ist nicht immer die richtige Antwort auf die Bedürfnisse des Babys. Lerne Dein Kind und seine Zeichen kennen!

6. Partner*in einbinden:  Dir ein Getränk bringen, das Baby herumtragen oder beschäftigen, das Baby wickeln etc...!

6. Viel Luft und Sonne an die Brüste lassen und ggf. nach dem Stillen mit Lanolin pflegen.

7. Wolle/Seide-Stilleinlagen ausprobieren (ich bin ein großer Fan - aber nicht jede findet sie gut. Es gibt  sie z.B. hier.)

8. Stillverwirrung in den ersten 2-3 Wochen vermeiden: möglichst keinen Schnuller und kein Fläschchen geben! Das Baby braucht in aller Regel keine zusätzliche Flüssigkeit und sollte möglichst auch im Krankenhaus nicht zugefüttert werden, auch wenn in den ersten Tagen nicht so viel Milch kommt.

Zu Hause:

1. Geduld! Zeit! liebevolle Unterstützung! Vertrauen in das Stillen!
2. Still-Sessel/bequemer Still"stammplatz"
3. Stillkissen unter die Arme legen
4. Getränk daneben, am besten in einem großen Becher
5. Partner*in, Familie, Freunde einbinden: Dir ein Getränk bringen, Essen kochen, Aufgaben im Haushalt abnehmen, Baby herumtragen, wickeln oder beschäftigen etc...!
6. Buch zum Lesen für Dich - vielleicht mag dein Kind auch ruhige Musik?
(beim ersten Kind ging das wunderbar. Habe während des Stillens "Herr der Ringe" gelesen...)
7. Verschiedene Stillpositionen zeigen lassen und ausprobieren. Immer mal wieder Position wechseln, damit die Brust optimal geleert wird. Abwechselnd mit der rechten oder linken Brust beginnen.
8. "Baby-Balkon" nutzen oder Gitterbettchen direkt ans Bett stellen; nachts im Liegen (auf der Seite) stillen: das ist superbequem, wenn´s dann mal klappt: Kind andocken, weiterdösen; Kind an die andere Brust, weiterdösen...

erster Tag im Wochenbett!

9. Wochenbett als solches gestalten: möglichst wenig Besuch, und wenn dann nur unterstützenden Besuch (der seinen Kaffee und Kuchen selbst mitbringt oder gerne mal eine Suppe vorbeibringt)
Viel Zeit mit Baby-Kuscheln im Bett verbringen.
Häufigste Ursache für Brustentzündungen ist Stress!  
Für uns war es für den Stillstart ein Segen, dass Verwandte weit entfernt wohnten und keiner mal eben unangekündigt vor der Tür stehen konnte. Später hatte das erhebliche Nachteile, unbestritten... 

10. Was viele Mütter bewegt: Trinkt mein Kind genug?
Dazu gibt es z.B. von der La Leche Liga einen Infoflyer: Trinkt mein Baby genug?
Ab ca. der 2. Lebenswoche sollte das Baby in 24h jeweils ca. 5-6 mit Urin gefüllte Windeln haben. Anfangs haben Babys ca. 3x täglich eher flüssigen/weichen Stuhlgang. Später kann alles zwischen 1x täglich bis 1x wöchentlich Stuhlgang normal sein.

Wenn das Kind gut zunimmt, also mindestens 140mg in der Woche, die Haut rosig und gut gespannt ist und das Baby aktiv ist, kannst Du entspannt davon ausgehen, dass alles in Ordnung ist.

Nach ein paar Wochen pendelt sich die Milchproduktion ein, und irgendwann fühlen sich die Brüste gar nicht mehr "voll" an, denn sie produzieren einen Gutteil der Milch dann, wenn das Baby trinkt, und nicht im Voraus. Lass dich davon nicht irritieren und zu der falschen Annahme führen, Du hättest "nicht genug Milch"!
Es ist nur sehr, sehr selten, dass eine Mutter ihr Kind nicht ausreichend mit Muttermilch versorgen kann.

Wenn es Probleme gibt, suche Dir Hilfe bei Deiner Hebamme, einer Stillberaterin oder besuche eine Stillgruppe. Du bist nicht allein! Du und Dein Baby, ihr könnt gemeinsam das Stillen lernen, so wie es unzählige Mütter und Babys in der Geschichte der Menschheit gelernt haben.

Ich wünsche Euch eine tolle Stillzeit!


Hilfreiche Links rund ums Stillen hier und in der sidebar:

Häufige Probleme beim Stillen 
Alles für die Stillzeit
Trinkt mein Kind genug Milch?
Anlegen und Stillpositionen

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